When you friend someone …

16. Januar 2011

Bevor ich mich im Rahmen der Wahl zum Anglizismus des Jahres 2010 mit entfreunden/-frienden im Deutschen beschäftige, will ich kurz den Hintergrund im Englischen beleuchten – zumindest das davon, was ich einigermaßen klären konnte.

Anfreunden auf Englisch

“in the Facebook sense”

Das deutsche Verb frienden kommt vom gleichbedeutenden englischen to friend. Als heutige Bedeutung würde ich ansetzen  ‘bei einem sozialen Netzwerk/Computerspiel/… eine Verknüpfung (“Freundschaft”) erstellen’. Ein bißchen anders sieht es die englische Wikipedia (eigener Eintrag seit dem 1. November 2010):

As a neologism, the term is a transitive verb meaning „to send a friend request on Facebook.“

Hier wird als Bedeutung also ‘jemandem auf Facebook eine Freundschaftsanfrage schicken’ angegeben. Das finde ich etwas zu eng, wird doch auch anderswo, z.B. bei LiveJournal oder MySpace, eine ganze Menge gefriendet. Außerdem stellt sich natürlich die Frage, ob frienden etwas ist, das man völlig eigenständig tun kann (also die Anfrage stellen), oder ob es nicht eher reziprok getan werden muss (der zukünftige “Freund” muss ja zustimmen). Wäre vielleicht ganz spannend, Beispiele daraufhin zu untersuchen, ob im alltäglichen Gebrauch schon der Versuch der Freundschaftsknüpfung als to friend gewertet wird.

Facebook selbst, das oft als Ursache für die Entstehung angegeben wird, verwendet das Wort übrigens nicht, sondern bedient sich einer Umschreibung:

Facebook auf Englisch: „Add as Friend“

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[Anglizismus des Jahres] leaken?

14. Januar 2011

Dieser Artikel ist ins neue Sprachlog umgezogen und ab sofort hier zu finden!


[Anglizismus des Jahres] Die App?

13. Januar 2011

Ich will euch ein wenig an meinen Überlegungen zum Anglizismus des Jahres teilhaben lassen. Dazu picke ich ein paar Kandidaten heraus und schaue, was sie so unternommen haben, um sich im Deutschen zu verbreiten. Beginnen will ich mit der App. Das Wort bezeichnet ein kleines, i.d.R. kostenpflichtiges (aber günstiges) Programm, meist für ein Handy, aber auch für den Computer. Disclaimer: Ich habe noch nie wissentlich eine App genutzt.

Die Bedeutung

app entstand als Kurzform für application ‘Anwendung’. Die englische Wikipedia leitet entsprechend auch von App auf Application software weiter, es gibt keine Differenzierung wie in der deutschen.  Entsprechend der allgemeinen Ausgangsbedeutung nennen frühe Texte das, was der App Store verkauft, auch meist Programm. In den Textbeispielen der ersten generischen Verwendungen (s.u.) finden sich als Quasi-Synonyme Progrämmchen, Handyerweiterungen und kleines Programm. Hier ist also schon eine semantische Verengung eingetreten, es geht nicht um irgendein Programm, sondern um ein kleines, das nicht zur Grundfunktion eines Handys oder Computers zählt (Erweiterung). Soweit ich das einschätzen kann, ist diese semantische Entwicklung nichts eigenständig Deutsches, sondern im Englischen passiert und dann mit dem Wort zusammen entlehnt worden. Den Rest des Beitrags lesen »


[Anglizismus des Jahres] Publikumswahl

12. Januar 2011

Wie schon erwähnt, darf ich mit über den Anglizismus des Jahres 2010 entscheiden. Ich finde das ganz schön schwierig … die Regel, dass das Wort erst 2010 so richtig häufig geworden sein darf, verhindert viele spannende Möglichkeiten. So ein Wort muss sich ja erstmal ausbreiten, bevor es seine Bedeutung ausweiten oder seine Schreibung modifizieren kann etc. Und diese Prozesse finde ich eigentlich die interessanten.

In den Sprachlogkommentaren wurde schon bemerkt, dass die meisten Kandidaten aus der Welt des Internets bzw. der Computerwelt stammen. Ich sehe da nur Balconing und Chermany ohne einen solchen Hintergrund. Das liegt sicher zum einen daran, dass die Vorschläge von Leuten gemacht wurden, die das Internet wahrscheinlich ziemlich stark nutzen, aber zum anderen auch daran, dass das eben mit Abstand der nicht-fachsprachliche Bereich ist, in dem wir den größten Neuwortbedarf haben.

Ich werde jetzt ein bißchen in mich gehen und zahlreiche Korpusrecherchen durchführen, um rauszukriegen, welches der Wörter ich am besten finde (und warum). Ihr könnt Euere Meinung aber auch kundtun, und zwar in der Publikumswahl.

Die Kandidaten (mit Links zu den Blogbeiträgen der Jury):

App
ausrollen
Balconing
Blurmany
Cablegate
Chermany
Cloud
clouden
durchfaven
entfrienden (1, 2)
leaken (1, 2)
leiken oder liken
Scripted Reality
Shitstorm
Social Media
Whistleblower

Namenlandschaften 2: Kleine Räume

7. Januar 2011

Heute gibt es, wie versprochen, Beispiele für Namen, die sehr kleinräumig verbreitet sind. Im ersten Teil zu Namenlandschaften habe ich geschrieben:

Wenn ich in den Süden fahre, merke ich nicht nur am isch und kannsch und weisch, dass ich zuhause angekommen bin, sondern auch daran, dass die Leute plötzlich Himmelsbach, Göppert und Ohnemus heißen.

Vielleicht hat ja jemand von euch die Namen schon kartiert und festgestellt, dass ich aus dem Ortenaukreis in Baden-Württemberg komme. Einen anderen Schluss lassen sie nämlich wirklich nicht zu:

v.l.n.r.: Ohnemus, Himmelsbach, Göppert

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