Ich tränke, du trinkst – ich fälle, du fällst …

16. November 2009

Heute will ich was über Verben erzählen. Und zwar über eine ganz bestimmte Art von Verben: Kausativa. Kausativa (von lat. causa ‘Ursache, Grund’)  sind Verben, die ausdrücken, dass man jemanden (oder etwas)  zu etwas bringt:

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[Buchtipp] The Unfolding of Language (Du Jane, ich Goethe)

1. September 2009

Language is mankind’s greatest invention – except, of course, that it was never invented. (Guy Deutscher)

Schon wieder ein Buchtipp! Ui! Heute will ich Euch “The Unfolding of Language” von Guy Deutscher ans Herz legen. Ich hab’s auf Englisch gelesen, es gibt aber auch eine deutsche Übersetzung: “Du Jane, ich Goethe”. Keine Angst, der Inhalt wurde bedeutend besser übersetzt als der Titel befürchten lässt, ich hab mal in der Buchhandlung reingelesen.

The Unfolding of Language

The Unfolding of Language

Worum geht es? Darum, wie Sprache entsteht und sich verändert. Deutscher hat als großes Ziel vor Augen zu erklären, wie komplizierte Satzstrukturen und Grammatik entstanden sein könnten. Da die Entstehung der Sprache viel zu lange her ist, um darüber irgendwelche Aussagen zu treffen, wählt Deutscher “neuere” Beispiele aus ganz verschiedenen Sprachen, nur wenige Jahrhunderte oder Jahrtausende alt. Die allgemeinen Prinzipien, die darin wirken, vermutet er auch schon zu früheren Zeiten. Der unter Laien verbreiteten Ansicht, dass unsere Sprache einmal perfekt war und jetzt nur noch verfällt, widerspricht er entschieden.

Das Buch kommt komplett ohne Fachtermini aus – und ist dennoch wissenschaftlich fundiert. (Grammatikalisierung, Analogiebildung und Ökonomie spielen z.B. eine große Rolle.) Ich hatte eine Menge Spaß beim Lesen, und das, obwohl ich die meisten präsentierten Fakten und Gedanken schon kannte – es ist einfach richtig gut geschrieben und clever aufgebaut. Mein persönliches Highlight war die Theorie zur Entstehung der Wurzelkonsonanten im Arabischen, ein Thema, über das ich mir noch nie Gedanken gemacht hatte.

Deutschen würde ich übrigens eher zur deutschen Ausgabe raten, die keine bloße Übersetzung ist. Viele Grundlagen werden nämlich im Original an kleinen Beispielen aus dem Englischen erklärt. Für die deutsche Übersetzung wurde, wo es möglich war, nach deutschen Beispielen gesucht, die das gleiche zeigen. So geht es zum Beispiel einmal darum, dass im Englischen die Entwicklung von th zu f eigentlich ganz naheliegend ist und auch in einigen Dialekten vorkommt. Den Laut th gibt es im Deutschen aber nicht, so dass schließlich p zu b gewählt wurde, etwas, das man z.B. im Hessischen beobachten kann.

Wer sich für Sprache und Sprachen interessiert, dem kann ich das Buch wirklich nur empfehlen!


[Lesetipp] Silbensprachen versus Wortsprachen

18. August 2009

Dieser Artikel ist ins neue Sprachlog umgezogen und ab sofort hier zu finden!


Inklusive aller Personen – ein bißchen Terminologie

16. August 2009

Wahrscheinlich weiß jeder von Euch, dass man bei der Konjugation eines Verbs die “Personen” berücksichtigen muss. Da gibt es eine 1. Person Singular (ich), eine 2. (du), eine 3. (er/sie/es), und dann gibt’s die alle auch noch einmal im Plural (1. wir, 2. ihr, 3. sie). Woran liegt es aber, dass es zweimal bis drei geht? Warum sagt man nicht einfach 1., 2., 3., 4., 5. und 6. Person, und gut ist?

Das Prinzip ist sehr einfach, aber in meinem Leben vor der Uni war’s mir nicht wirklich klar – vielleicht ist es also auch für jemanden von Euch noch erhellend.

Das Konzept der “Person” benutzen wir, um das Verhältnis von Sprecherin und “Besprochenem” zu beschreiben. Sie kommt im Satz als Personalpronomen (ich, du, sie) oder Nominalgruppe (der müde Mann) vor. Und im Deutschen richten sich die Verben nach der Person des Subjekts, daher sind die Personen auch für die Konjugation relevant.

Wenn man sie sich gut anschaut, haben die beiden 1. Personen (Singular und Plural) etwas gemeinsam, genauso die 2. und die 3.

2009-08-16-Personen

Singular

Das sind die drei Personen im Singular.

  • 1. Person: Die Sprecherin meint sich selbst – Ich schreibe grade einen Blogeintrag.
  • 2. Person: Die Sprecherin meint den Hörer – Du könntest mir auch mal helfen!
  • 3. Person: Die Sprecherin meint jemand anders, der nicht am Gespräch beteiligt ist – Er geht mir ja sowas von auf die Nerven!

Im Plural ist es ähnlich – bei der 1. Person ist immer die Sprecherin dabei, bei der 2. immer der Hörer, und bei der 3. irgendwelche anderen Leute, die nicht am Gespräch beteiligt sind:

1. Person Plural

Die Sprecherin meint sich selbst und diejenigen, die zu ihrer Gruppe gehören – Wir gehen nachher noch was trinken.

Allerdings ist das Deutsche da nicht ganz so präzise wie manch andere Sprache. Es bleibt nämlich offen, was das genau für Leute sind, die zur Wir-Gruppe gehören. Da gibt es zwei Möglichkeiten:

a) Ich spreche für mich und mindestens eine weitere Person, meine aber meinen Gesprächspartner nicht mit. Das ist die “exklusive” Bedeutung. Das grüne Männchen darf nicht mit in die Kneipe kommen:

1. Person Plural (exklusiv)

1. Person Plural (exklusiv)

b) Mein Gesprächspartner ist auch Teil meiner Gruppe, er ist in das Wir eingeschlossen. Das ist die “inklusive” Bedeutung. Das grüne Männchen kommt auch mit in die Kneipe:

1. Person Plural (inklusiv)

1. Person Plural (inklusiv)

Diese Unterscheidung muss man im Deutschen durch den Kontext treffen, was nicht immer gelingt. Andere Sprachen haben verschiedene Pronomen für ein exklusives und ein inklusives Wir. Hier die entsprechenden Wörter in Motu, einer ozeanischen Sprache Papua Neuguineas:

  • 1. Person Singular: lau ‘ich’
  • 1. Person Plural inklusiv: ita ‘ich und du (und evtl. Dritte)’
  • 1. Person Plural exklusiv: ai ‘ich und Dritte (ätschbätsch, du nicht!)

2. Person Plural

Die Sprecherin meint den Hörer und die Leute, die zu seiner Gruppe gehören. Das kann auch wieder auf zwei Arten geschehen, allerdings ist der Unterschied nicht so gravierend:

a) Die Sprecherin spricht nur eine Person aus der Gruppe an (z.B. weil die anderen nicht anwesend sind, oder eine andere Sprache sprechen, oder weil sie unhöflich ist …), es gibt also nur einen Hörer.

b) Die Sprecherin spricht alle Personen aus der Gruppe gleichzeitig an, es gibt also mehrere Hörer.

2. Person Plural

2. Person Plural

3. Person Plural

Bei der dritten Person Plural sind Leute gemeint, die nicht am Gespräch beteiligt sind. Im Gegensatz zum Singular jetzt eben mindestens zwei.

3. Person Plural

3. Person Plural

Hier müssen aber nicht unbedingt Menschen (oder Tiere) gemeint sein, die Gemeinten reden ja eh nicht mit. Es kann also auch um Dinge oder abstrakte Konzepte gehen.

2009-08-16-sie-dinge

3. Person Plural

Die 1. Person umfasst also immer die Sprecherin, die 2. immer den Hörer und die 3. unbeteiligte Personen oder Dinge. Im Singular immer nur eine Entität, im Plural mindestens zwei. (Und natürlich ist die Mindestzahl für den Plural in Sprachen, die den Dual haben, drei.)