uMzantsi Afrika: Sprachen in Südafrika

11. Juni 2010

Ja, ne, Kristin versucht krampfhaft, der WM linguistische Aspekte abzugewinnen. Weniger von der Fußballseite (zu der es natürlich auch – teilweise weniger globale – Untersuchungen gibt) als vom Austragungsort her: Welche Sprachen werden in Südafrika eigentlich gesprochen?

Oh Gott, viel zu viele für einen Schplockbeitrag! (Ethnologue zählt 31.) Ich beschränke mich mal auf die elf offiziellen:

Afrikaans, Ndebele (auf der Karte isiNdebele), Nord-Sotho (Sesotho sa Leboa), Süd-Sotho (Sesotho), Swati (siSwati), Tsonga (Xitsonga), Tswana (Setswana), Venda (Tshivenda), Xhosa (isiXhosa), Zulu (isiZulu) und Englisch.

Alle außer Afrikaans & Englisch gehören zu den sogenannten Bantusprachen (von denen ich Xhosa schon einmal wegen seiner Klicklaute erwähnt habe!).

Offizielle Sprachen Südafrikas in ihren dominanten Regionen - Quelle: Wikipedia (Htonl),

Wahrscheinlich ist den meisten von euch gleich aufgefallen, dass die Bantusprachen zwei sehr ähnliche Bezeichnungen haben – je eine davon besitzt einen Zusatz am Anfang: isiNdebele, Sesotho sa Leboa, Sesotho, siSwati, Xitsonga, Setswana, Tshivenda, isiXhosa, isiZulu.

Das ist kein Zufall, sondern liegt in einer gemeinsamen grammatischen Besonderheit begründet. Den Rest des Beitrags lesen »

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„… to encourage them to engage in specific activities, such as, in the case of horses, running.“

25. Juni 2008

Jippie, heute gibt es zwei auf einen Streich – zunächst einmal ein bißchen Werbung für WALS, den World Atlas of Language Structures, der ja seit einiger Zeit auch online abrufbar ist:

2008-06-25-wals

Da kann man gucken, wie bestimmte sprachliche Merkmale so auf der Welt verteilt sind.
Und auch … nicht-sprachliche Merkmale. Die Entdeckung des Tages: David Gils fast schon satirisch anmutender Artikel über „Para-Linguistic Usage of Clicks“. Ihr erinnert Euch hoffentlich an die Klicks, Xhosa und Miriam Makeba. Ich habe ja geschrieben, dass es Klicks nur in Afrika gibt – und für die Sprachwissenschaft stimmt das auch, denn nur in wenigen Sprachen in Afrika sind Klicks Phoneme, d.h. bedeutungsunterscheidende Laute. Es gibt also Wörter, in denen allein der Klick dafür sorgt, dass sie etwas anderes bedeuten, als andere Wörter, die bis auf den Klick vollkommen gleich klingen.
Den Klick als Geräusch kennen die SprecherInnen vieler Sprachen, schon kleine Kinder schnalzen vor sich hin. Dass dieses Geräusch aber an für sich (nicht als Phonem) kulturell bedingte Bedeutungen haben kann, darüber habe ich bis jetzt noch nicht so intensiv nachgedacht. Aber David Gil. Klicks können als nichtsprachliche Bedeutung haben:

1. Ausdruck von Affektion (also emotional) – das ist bei uns z.B. so, und bei allen Sprachen, die auf der verlinkten Karte rosa Punkte haben.

  • negativ:

„The English tut tut is a dental click, often repeated two or more times, and is most commonly used to express feelings such as irritation, impatience or disappointment.“

  • positiv:

For some but not all speakers of English, the repeated dental click may also be used to express a very different range of emotions including amazement and appreciation; one context in which this occurs is that of men engaged in „girl-watching“. This usage may be characterized as expressing positive affect.

2. Logische Bedeutung – i.d.R. zur Negation (Nein-Sagen), seltener auch zur Affirmation (Ja-Sagen)

… the use of a dental click to express negation is characteristic not just of Hebrew, but of many Arabic dialects and other languages. However, in the San’ani dialect of Arabic, the dental click is used not for ’no‘, but rather for ‚yes‘; it thus expresses affirmation ( Samia Naim, Martine Vanhove p.c.).

Für das Englische führt Gil darüber hinaus noch weitere Funktionen an, und weil es sooo schön ist, muss ich es einfach zitieren:

there is an additional usage of a single dental click, typically immediately preceded by an opening of the lips, which occurs in generally subliminal fashion, without impinging on the consciousness of speakers and hearers: this is to mark the beginning point of a conversational unit, often in conjunction with the act of turn-taking. This usage can be readily observed world-wide on television news broadcasts such as CNN, in which the newscasters and reporters typically begin a stretch of speech with one of these clicks. In addition to dental clicks, some speakers of English make use of other clicks, either lateral or palatal, when addressing babies or domesticated animals, in order to attract their attention or to encourage them to engage in specific activities, such as, in the case of horses, running.

Für die Nicht-SprachwissenschaftlerInnen unter Euch: turn-taking nennt man den Sprecherwechsel in einem Gespräch. Solche Stellen werden gerne markiert, z.B. durch Pausen wenn die andere übernehmen soll, oder eben, wenn man selbst übernimmt, z.B. durch Klicks. Ich mache das auch manchmal, habe ich mit Verblüffung festgestellt.

Soooo, das für heute.


„How do you make that noise?“

30. März 2008

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Miriam Makeba spricht (u.a.) Xhosa, eine Bantusprache. Ja, genau, Alarmglocken: das sind die mit den Klicks (oder „Schnalzlauten“).
Klicks sind velare ingressive Plosive, und nachdem mir keine prägnante Beschreibung für Laien einfallen will, verweise ich auf eine Röntgenaufnahme. (Letztlich wird der Mundraum mit der Zunge zweimal verschlossen – einmal in Richtung Zähne, einmal in Richtung Luftröhre -, dadurch entsteht ein Unterdruck, der vordere Verschluss wird geöffnet, es strömt Luft von außen in den Mund ein … und es klickt.)
Klicks gibt es ausschließlich in Afrika, und Xhosa hat drei davon – hier kann man sie sich einzeln anhören: [|], [||] und [!].

Und jetzt endlich zum Auslöser des Eintrags: hier kann man sich anhören, was Makeba über Klicks sagt und – vor allem!! – wie sie sie singt.

Vielen Dank an Alyson für den Tipp :)