[Anglizismus des Jahres] leaken?

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11 Responses to [Anglizismus des Jahres] leaken?

  1. suz sagt:

    Sehr cooler Beitrag.
    Und wir ergänzen uns doch ganz gut, oder?

    Wobei ich die morphologische Integration eigentlich nicht ganz unwichtig finde, so für die 2010er Neubedeutung. Mein Eindruck im GoogleNews-Dschungel war, dass es vor WikiLeaks und besonders in den frühen 2000ern hauptsächlich als Substantiv Leak auftrat und wir dem Verb 2010 richtig flott eine einheimische Flektion verpasst haben. Mein Fokus lag also besonders deshalb auch darauf, weil es sich viel besser und schneller ins Inventar aufnehmen ließ bzw. aufgenommen wurde, als z.B. downloaden/downgeloadet – inklusive aller Rechtschreibversionen. Da waren wir uns doch bei leaken recht schnell einig.

    Und ja, Assange’s informant leaked. wäre Inkontinenz.

    (Die Valenz, damn, ich wusste ich hab was übersehen :D)

    • Kristin sagt:

      Zur Morphologie: Klar, die Tatsache, dass überhaupt ein Verb gebildet wurde, kann man als Integration sehen, besonders wenn man von einer einigermaßen selbständigen Derivation von Leak ausgeht. So gesehen wäre Leak durch die Ableitung erst relativ spät morphologisch akzeptiert worden, oder?
      Mir ging’s nur um die Tatsache, dass die Flexion etc. automatisch drüberläuft, sobald man mal ein Verb hat. Eie komplexere Struktur wie downloaden führt natürlich zu Partizip-Problemen, die bei leaken wegen des schön einsilbigen Stamms nicht auftreten können, aber das ist dann ja nicht der Semantik/Funktion etc. geschuldet.

      So, jetzt wandere ich kommentierenderweise zu Dir rüber!

      • suz sagt:

        Okay, stimmt: Wenn dem so sei, dass vor 2010 Leak zwar als Substantiv, aber weniger (relativ) als leaken akzeptiert war, dann ist das wirklich spannend, warum es dann 2010 so flott ging (was ja wieder ein Argument pro Aktualität wäre). Und mit der Komplexität hast du natürlich recht. Hat das hier auch was mit der Regelmäßigkeit zu tun? Oder dass das Verb doch recht nah an seinem vorhandenen Kognat dran ist, so morphophonologisch?

        Vielleicht ist die linguistische Betrachtung in dem Fall für uns nicht so wahnsinnig interessant, weil ein uns bekannter (und unvermeidbarer) Prozess abläuft. Für die Öffentlichkeit ist es aber ein recht anschauliches Beispiel, wie integrationsfreudig wir in unserem Sprachgebrauch sind.

        • Kristin sagt:

          Ich denke, es hat mit der Betonungsstruktur zu tun und damit, dass down bei downloaden als eigenes Element segmentiert wird (vielleicht, weil man loaden gut an laden anschließen kann, oder wegen der Zweisilbigkeit, da MUSS ja dann irgendeine Art von Zusatzelement vorhanden sein).
          Könnte natürlich auch vom äquivalenten runterladen beeinflusst sein, d.h. die Fälle mit ge vorne hatten das unanalysierte Wort als Muster, die, bei denen es nach down erst kommt, das deutsche Wort?
          Auf jeden Fall verfolgenswert, ich merke mir das mal. (Gibts bestimmt schon Veröffentlichungen zu, ist ja doch recht auffällig.)

        • Gareth sagt:

          Wieso war leak- vor 2010 relativ weniger als Verb als als Substantiv akzeptiert? Woher kommt diese Schlussfolgerung? Formen wie geleakt findet man doch schon ab 2001.

  2. […] im Schplock (App und leaken) und bei coffee & linguistics (leaken) bereits heiße Anwärter (ich denke, ich verrate nicht […]

  3. […] This post was mentioned on Twitter by buurtaal, Kristins Sprachblog. Kristins Sprachblog said: Mitternachtslektüre: Suz und ich zeitgleich zu "leaken" http://goo.gl/f8W2I & http://bit.ly/gTzcf7 #Anglizismus2010 […]

  4. D.A. sagt:

    Wie immer ein schöner Beitrag!
    (Und eine kleine Korrektur: Das Baby-leak-Zitat ist falsch verlinkt.)

  5. Sven Türpe sagt:

    Das Potenzial reicht sogar für Wortspiele: Das Dokument leakt seit gestern neben dem Drucker rum.