Von EHEC zu Ehec

7. Juni 2011

Mir ist heute aufgefallen, dass sich <EHEC> in <Ehec> verwandelt hat – und zwar enorm schnell. Man kennt das ja von anderen Akronymen wie <AIDS>/<Aids> oder aktueller <SARS>/<Sars>, aber da hat es, bilde ich mir ein, doch ein Stückchen länger gedauert und beide Schreibweisen sind üblich (bei AIDS) oder gar dudensanktioniert (bei SARS).

Bei der Suche nach Ehec im faz.net-Archiv zeigt sich, dass es mit der Anpassung sogar noch schneller ging, als ich dachte:

Absolute Zahlen <EHEC> vs. <Ehec> bei faz.net.

Schon am vierten Tag der Berichterstattung dominierte <Ehec>. Eine kluge Wahl, wissen damit dann doch auch die Fernsehlosen, dass man das Ding nicht E-ha-e-ze ausspricht. (Nein, ich war nicht die einzige in meinem Umfeld!) Andere Medien halten an EHEC fest, so z.B. die ARD mit der Tagesschau.

SARS hingegen Den Rest des Beitrags lesen »


[Anglizismus des Jahres] Die App?

13. Januar 2011

Ich will euch ein wenig an meinen Überlegungen zum Anglizismus des Jahres teilhaben lassen. Dazu picke ich ein paar Kandidaten heraus und schaue, was sie so unternommen haben, um sich im Deutschen zu verbreiten. Beginnen will ich mit der App. Das Wort bezeichnet ein kleines, i.d.R. kostenpflichtiges (aber günstiges) Programm, meist für ein Handy, aber auch für den Computer. Disclaimer: Ich habe noch nie wissentlich eine App genutzt.

Die Bedeutung

app entstand als Kurzform für application ‘Anwendung’. Die englische Wikipedia leitet entsprechend auch von App auf Application software weiter, es gibt keine Differenzierung wie in der deutschen.  Entsprechend der allgemeinen Ausgangsbedeutung nennen frühe Texte das, was der App Store verkauft, auch meist Programm. In den Textbeispielen der ersten generischen Verwendungen (s.u.) finden sich als Quasi-Synonyme Progrämmchen, Handyerweiterungen und kleines Programm. Hier ist also schon eine semantische Verengung eingetreten, es geht nicht um irgendein Programm, sondern um ein kleines, das nicht zur Grundfunktion eines Handys oder Computers zählt (Erweiterung). Soweit ich das einschätzen kann, ist diese semantische Entwicklung nichts eigenständig Deutsches, sondern im Englischen passiert und dann mit dem Wort zusammen entlehnt worden. Den Rest des Beitrags lesen »


Von r, Nasalstrichen und Häkchen

17. Dezember 2010

Ich trage seit Urzeiten die Kindheitserinnerung mit mir herum, dass ich lange Zeit dachte, die Goten bei Asterix und die Goten hätten einen Sprachfehler, weil sie immer f statt s sagten. Wer’s nicht kennt: Die Goten “sprechen” in Frakturschrift. Das ist eine sogenannte “gebrochene Schrift”, die neben dem runden <s> auch das lange <ſ> besitzt. (Die Verteilung ist ganz grob: Silbenanfang und -mitte <ſ>, Silbenende <s>.) Nun habe ich eben einmal nach einem Beispiel gegooglet und entdeckt, dass die Erinnerung wohl falsch ist: In den Comics wird immer das <s> benutzt. Hier z.B. müsste das <ſ> in <marschieren>, <ist> und <Lust> stehen und auch hier ist es nirgends zu finden. Eine vom heutigen Standpunkt aus leserfreundliche Entscheidung.

Dass <ſ> und <f> sich in gebrochenen Schriften sehr ähnlich sehen, ist ja recht weit verbreitetes Wissen:

nit vstopffē lassē

r gegen r!

Aber wusstet Ihr, dass es zwei Schreibungen von <r> gab? Schaut mal:

.../deßhalben sol man sich daruor hüten/vnd sonderlich/vor grossem zoren/Vnmuot/Sorgfeltigkayt/vnnd forchte des todts

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Schplock ist kein Splog!

9. Januar 2009

Na wie gut, dass ich bei meiner Blogbenennung nicht nach der Schreibung gegangen bin … sonst hieße ich heute Splog – und das heißt, wie ich eben gelernt habe, spam blog. (Siehe auch hier! Und hier, mit tollem Titel: Behind Splogging: Why Sploggers Splog.)

Die Bezeichnung Blog anfürsich ist ziemlich spannend – sie kommt ja bekanntermaßen von weblog. Dass so etwas abgekürzt wird, ist nicht ungewöhnlich – aber dass dabei der letzte Laut des ersten Wortes dem zweiten zugeschlagen wurde, stellt eine Extravaganz besonderen Ausmaßes dar.
Techniken, mit denen man Wörter verkürzt, unterteilt man in der Sprachwissenschaft in mehrere Untergruppen. Vier davon hier:

  1. Kontaminationen: zwei Wörter verschmelzen. Lokal besonders beliebt: Mainz+ einzigartig zu mainzigartig. Aber natürlich gehört auch das oben erwähnte Splog dazu.
  2. Kürzungen: Ein Teil des Wortes wird weggelassen: (Omni)Bus, (Eisen)Bahn, …
  3. Abkürzungen: Einzelne Buchstaben, meist die Anfangsbuchstaben der entsprechenden Wörter, werden aneinandergereiht und als Buchstaben ausgesprochen: dpa, SpVzKmA, …
  4. Akronyme: Eigentlich wie bei den Abkürzungen, nur dass die Buchstaben nicht als solche ausgesprochen werden, sondern man sie hintereinanderweg liest, wie ein normales Wort: Bafög, Egli1, …

Das blog gehört eigentlich der zweiten Gruppe an – aber während die meisten Wörter dieser Gruppe in europäischen Sprachen an den Silbengrenzen abgetrennt werden (Omni|bus), oder gar an den Wortgrenzen (Eisen|bahn), verstößt blog gegen beides: web und log bilden jeweils eine Silbe und ein Wort. Von der ersten Silbe einfach einen Laut beizubehalten, ist seltsam. Wie kommt’s also? Ein Artikel des Economist legt nahe, dass es sich um ein Wortspiel handelte (Wikipedia hat’s für mich gefunden):

„The word “blog” appears to date back to 1997, when one of the few practitioners at the time, Jorn Barger, called his site a “weblog”. In 1999, another user, Peter Merholz, playfully broke the word into “we blog”, and somehow the new term—blog—stuck as both a verb and a noun.“

Quelle

Hm, das Thema ist noch lange nicht ausgeschöpft, aber ich will morgen eine Sparty feiern … Man sieht sich!

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Ich hab’n jpg in dem pdf und will’s auf DVD brennen …

8. Januar 2009

Viele computerbezogene Abkürzungen sind ja noch recht bekannt (www, http, CD, …) – aber gerade bei einigen der Formate, die ich täglich benutze, hatte ich keine Ahnung, was sie eigentlich bedeuten.

Wer ein bißchen rätseln will, dem sei meine Auswahl hier genannt: pdf, jpg, mp3, DVD, CD-ROM

Und wer Erleuchtung sucht, möge nach unten scrollen!

dateiendungen

Jetzt zur Auflösung:

  1. pdf portable document format: So weit, so naheliegend. Ich wünschte, mehr Menschen würden es benutzen, im ihre Dokumente transportierbar zu machen ...
  2. jpgJoint Photographic Experts Group: Wahrscheinlich ein Department des CIA …
  3. mp3 MPEG-1 Audio Layer 3 (MPEGMoving Picture Experts Group): Noch mehr Experten, hui.
  4. DVDDigital Versatile Disc: Ein wahrhaft vielseitiges Medium und der Tod der
  5. CD-ROM – Compact Disc Read-Only Memory: Der erste Teil war mir klar, aber woher das ROM kam … Ich meine, ich wusste, dass es nichts mit Rom zu tun hat, wie ein beliebtes Brennprogramm suggeriert (Gibt’s das noch? Ist es noch beliebt?), aber dass es so profan sein würde …

Ich würde ja vorschlagen, dass Ihr in die Kommentare schreibt, wie klar Euch das längst war, oder welche anderen bekannten Computerabkürzungen Ihr auflösen könnt – aber ich fürchte, dann wird klar, wie wenige Leute hier lesen. Also … vielleicht lieber nicht ;)

Lieber noch ein paar Überlegungen zum Status dieser Abkürzungen. Sind es Wörter? So richtige?

DVD und CD-ROM sicher: Schon ihre Langformen waren Substantive (disc), die einfach nur gekürzt wurden, sie bezeichnen (in der Mehrzahl) silberne Scheiben, die man anfassen und rumschleppen kann, Sätze wie „Ich habe meine CD-ROM zerkratzt, aber glücklicherweise hatte ich den Film noch auf DVD“ hört man alle naselang, sie bilden auch ganz normale Pluralfomen (die DVDs, die CD-ROMs) – aber was ist mit den Dateiformaten?

Bei der Langform dieser Abkürzungen handelt es sich auch um Substantive – allerdings um welche, die etwas anderes bezeichneten: format bezog sich auf das Speicherformat, nicht auf das konkrete Dokument, das in diesem Format existiert, group bezog sich auf die Gruppe von Menschen, die das Format erstellt hat, nicht auf die konkrete Bilddatei (JPEG), layer (mp3) auf … was weiß ich, irgendwas Technisches halt. Bei letzterem wurde sogar so krass abgekürzt, dass es von layer keinen Rest mehr in der Abkürzung gibt.

Die Abkürzungen wurden kreiert um zu kennzeichnen, dass eine Datei einem bestimmten Format angehört. Oder sogar einem von einer bestimmten Gruppe erstellten Format. (So gesehen folgt JPG einer ähnlichen Benennungsmotivation wie Kolumbien, Cooktown oder Peter Moosleitners interessantes Magazin. Allerdings hat ausgerechnet JPG die Sache nicht sooo weit mitgemacht wie PDF und mp3, wahrscheinlich, weil das Format meist nur eine geringe Rolle spielt, man spricht halt von einem Bild.)

Natürlich waren sie extrem kurz, wie das bei Dateiendungen immer ist. (Manche Betriebssysteme lassen nur drei Zeichen zu. *hach* Wikipedia bildet unglaublich …)
Als ComputernutzerIn wird man also tagtäglich mit den Endungen konfrontiert, aber fast nie mit den Feinheiten des dahinterstehenden Formats. So gesehen war der Weg nicht weit von der Grundbedeutung ‚Dateiformat‘ zu ‚gehört einem bestimmten Format an‘ (in Kontexten, bei denen die Endung an einen Dateinamen angefügt wurde) zu ‚konkrete Datei in einem bestimmten Format‘ – wobei noch immer alle Bedeutungen existieren. (Finde ich.)

So war die Abkürzung anfangs ein Wort, dann eine Art technischer Marker, bei dem ich mich schwertue, ihn als Wort zu bezeichnen (immer, wenn’s an einem Dateinamen hängt) und wurde schließlich wieder zu einem Wort mit einer anderen Bedeutung.

Diese Wörter in ihrer neuen Bedeutung haben noch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen, ganz besonders was die Schreibung anbetrifft.
Wie heißt es nun, .pdf, pdf, Pdf oder PDF?

(1) Ich habe ein .pdf gefunden (leider auf Japanisch) es hiess: MainMemory Extension Manual – for End User.
Quelle

(2) ach du möchtest ein pdf erstellen?
Quelle

(3) Ich habe ein Pdf, könnte es Ihnen bei Interesse per Mail schicken, PN darf ich noch nicht.
Quelle

(4) Ich habe ein PDF zur einer ach so tollen Internetdruckerei geschickt und bekam ein Druckergebnis in der manche Texte richtig waren und manche halt nur aus ä bestanden.
Quelle

Manche Leute schreiben PDF-Format, aber einfach das Format zu verdoppeln ist auch nicht so elegant. PDF-Dokument gibt’s auch.

Ich bin gespannt, was sich da durchsetzen wird. Mein Wunschtraum wäre ja Pedeäf (wie Edeka aus E.d.K., Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin).